copyright: www.zollgrenzschutz.deAb und an tauchen bei Auktionen und in Internet-Foren Fotos auf, die Frauen in der Uniform der Reichsfinanzverwaltung von 1937 zeigen, mit den klassischen Dienstgradabzeichen wie z.B. Zollassistent oder Zollsekretär (Foto links). Meist nicht ganz billig und gerne als rare Besonderheit angepriesen, stellt sich die Frage nach dem Hintergrund derartiger Fotos und ob damals tatsächlich Frauen im klassischen Zolldienst bzw. in der Grenzbewachung tätig waren.

Frauen sind beim Zoll heutzutage ein ganz selbstverständliches Bild und erledigen in der Regel den gleichen Dienst wie ihre männlichen Kollegen. Doch erst etwa in den 1980er Jahren setzte in West-Deutschland ein langsames Umdenken ein und ermöglichte Frauen den Eintritt z.B. in die Polizei und den Zoll, wenn auch zuerst eher argwöhnisch betrachtet. Die DDR mag hierbei möglicherweise weiter gewesen sein, konkrete Informationen liegen mir jedoch nicht vor.

In der Reichsfinanzverwaltung war die Beschäftigung von Frauen zwar nichts ungewöhnliches, jedoch arbeiteten sie in der Regel als Sekretärin, Schreibkraft, Telefonistin oder Reinigungskraft. Hoheitliche Aufgaben oder Dienst in Uniform war in der Reichsfinanzverwaltung für sie nicht vorgesehen. Dieses Rollen- oder Aufgabenbild war noch nicht einmal eine besondere Erfindung der Nationalsozialisten, schon in der Weimarer Republik, im Kaiserreich und selbst bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg war dies nicht anders. An den Grenzen kamen Frauen in den 1920er und 30er Jahren lediglich als sogenannte Durchsuchungsfrauen an Grenzübergängen zum Einsatz, wenn es darum ging, verdächtige Grenzgängerinnen zu durchsuchen. Dabei handelten sie als Ehefrauen von Zöllnern, die mit ihren Familien in Grenznähe wohnten, aber keine Angehörigen der Reichsfinanzverwaltung waren und erst Recht keinen Dienst in Uniform oder mit Waffe leisteten.
copyright: www.zollgrenzschutz.deDas änderte sich teilweise erst nach Kriegsbeginn im besetzten Frankreich, als es an der Demarkationslinie zwischen dem besetzten Nordfrankreich und dem freien Südfrankreich erhöhten Bedarf für die Kontrolle französischer Grenzgängerinnen gab. Das Deutsche Rote Kreuz stellte dafür ab 1941 ca. 100 Schwestern zur Verfügung, die offiziell als Zollgrenzschutz-Helferinnen in besonderer Dienstkleidung und unbewaffnet arbeiteten (Foto rechts). Auch andere Organisationen setzten zunehmend uniformierte Frauen ein, z.B. als Wehrmachthelferin, Briefträgerin oder Schaffnerin. Im Gegensatz dazu sollten die ZGS-Helferinnen aber keine zur Wehrmacht eingezogenen Männer ersetzen, auch wollte man mit ihnen nicht die Personalknappheit beseitigen. Im Reichsfinanzministerium und den angegliederten Behörden bestand für Frauen sonst keine Möglichkeit, in den uniformierten (Zoll-)Dienst an der Grenze aufgenommen zu werden.

Abgesehen davon handelte es sich beim Grenzdienst damals noch um eine körperlich sehr anspruchsvolle Arbeit. Die zu überwachende Grenze (grüne Grenze) lag oft abseits in schwierigem Gelände und der Dienst fand meist zu Fuß abseits der Zivilisation bei Wind und Wetter statt. Hinzu kamen die schwere Ausrüstung mit Gewehr und Munition und im Zweifel körperliche Auseinandersetzungen mit Schmugglern. Auch die sanitären Möglichkeiten und Übernachtung in den oft abgelegenen Dienststellen (teils einfache Holzhütten) waren in der Regel nicht auf die Beschäftigung von Frauen ausgelegt, abgesehen von dem damals vorherrschenden Frauenbild.

Schaut man sich die fraglichen Fotos genauer an, fallen schnell Ungereimtheiten auf. Meist ist die Dienstmütze zu groß, die Ärmel an der Uniformjacke sind zu lang, die Stiefel sind zu groß oder die Auszeichnungen sind nicht stimmig. Man kann also davon ausgehen, dass derartige Fotos die Frauen von Zöllnern darstellen, die für Fotos posieren, aber keine tatsächlichen uniformierte Zoll-Angehörigen sind. Als Kuriosum haben solche Fotos sicherlich einen gewissen Charme, aber nur einen geringen finanziellen Wert.