Wie viele Organisationen im Nationalsozialismus hatte auch die Reichsfinanzverwaltung mit Kurt Reppich einen der etwa 400 sogenannten Blutzeugen der Bewegung in ihren Reihen. Darunter verstand man Personen, die im Kampf für den Nationalsozialismus gefallen waren. Die so zum Märtyrer hochstilisierten NSDAP-Mitglieder galten mit ihrem vermeintlichen Einsatz bis zum Letzten als Vorbilder und sollten zur Identifikation mit dem NS-Regime beitragen.

 

Leben

Kurt Reppich wurde am 24.06.1886 geboren und starb am 04.11.1932 während des BVG-Streiks in Berlin. Im Oktober 1906 trat er in die preußische Finanzverwaltung ein, ab Januar 1921 bekleidete er den Rang eines Zollinspektors, die Beförderung zum Bezirkszollkommissar erfolgte im März 1929. 1930 leitete er das Bezirkszollkommissariat (St) Dönhoffplatz. In Schöneberg war er SA-Scharführer und scheint im Ersten Weltkrieg als Oberleutnant das Eiserne Kreuz 1. Klasse erhalten zu haben. Reppich war verheiratet und hatte eine Tochter.
Viel mehr ist mir über ihn nicht bekannt, selbst Pamphlete der Reichsfinanzverwaltung schweigen sich zu Details über sein Leben aus und erwähnen kaum mehr als seine Todesumstände in knapper Form.

 

Streik

Während des Streiks vom 03.-07.11.1932 legten Angestellte der Berliner Verkehrsgesellschaft (BVG) im Umfeld der Reichstagswahlen vom 06.11. die Arbeit wegen der geplanten Absenkung des Stundenlohns um 2 Pfennige nieder. Dabei war die BVG nach Vermittlung durch die SPD von der ursprünglichen Forderung einer Kürzung um 23 Pfennige bereits abgerückt. NSDAP und KPD kooperierten während des Streiks und ignorierten, dass es sich um einen nach gewerkschaftlichen Maßstäben illegalen Streik handelte (bei der Urabstimmung wurde die Dreiviertelmehrheit verfehlt). Bald ging der Streik über Demonstrationen, Streikposten usw. hinaus und so wurden Schienen blockiert, Streikbrecher attackiert und Polizisten mit Steinen beworfen.
Bei den Auseinandersetzungen starb Reppich in der Martin-Luther-Straße durch Kugeln der Polizei, die bei Angriffen sofort zu schießen hatte.
Am Ende blieb es bei der Lohnkürzung, Auswirkungen hatte der Streik lediglich auf die Wahlen, die der KPD Zuwächse und der NSDAP Verluste einbrachte. Beide Parteien gehörten eigentlich zu den extremen Kräften der Weimarer Republik und pflegten ansonsten eine oftmals gewalttätige Feindschaft. Insofern sind die Zusammenarbeit und gemeinsame Auftritte von Parteigrößen um so überraschender. Die NS-Presse schlachtete den Tod propagandistisch über mehrere Tage aus und behauptete, der Polizist hätte Reppich aus 20 Meter Entfernung feige und hinterrücks erschossen und sein Vorgesetzter sei betrunken gewesen. Das SPD-Blatt Vorwärts gab am 05.11.1932 den Bericht des Polizeipräsidiums wieder, was Ende November von den Untersuchungen der Staatsanwaltschaft bestätigt wurde:

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Ehrungen

Am Hause Martin-Luther-Str. 26 wurde eine Gedenktafel angebracht, 1935 im Rathaus Schöneberg eine weitere, 1937 benannte man ein Teilstück der Mühlenstraße (nahe der Martin-Luther-Straße) nach ihm, die seit 1947 Dominicusstraße heißt. Das Zollgrenzschutz-Lager Arsweiler trug seinen Namen, ein Zollboot ebenfalls. Möglicherweise wurde auch eine Oberschule nach ihm benannt (Kurt Reppich Schule für Jungen, Saargemünd).

 

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