Nach dem gewonnenen Westfeldzug wurde das französische Lothringen vom Deutschen Reich 1940 formell unter eine separate Zivilverwaltung gestellt, faktisch aber annektiert und eine deutsche Zoll- und Finanzverwaltung unter dem Oberfinanzpräsidium Westmark eingerichtet. Der Personalbedarf stieg zu der Zeit schlagartig an, um die neue Grenze mit Frankreich zu besetzen und um Personal in die anderen besetzten Gebiete abzustellen. Anfang 1941 kam es deswegen zur Errichtung des Übungsplatzes in Arsweiler (heute Angevillers/Frankreich), der sich von anderen Ausbildungslagern eher durch das große Platzangebot und die nahezu ungestörte Lage unterschied, weniger durch die Aufgabe. Außerhalb des Orts konnte man eine Kaserne nutzen, die zuvor französische Festungstruppen für das Werk Rochonvilliers der Maginot-Line aufgenommen hatte. Im Wald hinter der Kaserne befand sich der Munitionseingang zum Werk, der stark befestigt war. Zur Kaserne gehörte eine kleine Wohnsiedlung, die Gartenstadt (Cité des Jardins) für Offiziere und deren Familien, die dem Übungsplatz genug Raum bot. Zur Siedlung gehörte ein Sportplatz und ein kleines Schwimmbecken.
Der Übungsplatz trug den Namen des sogenannten Blutzeugen der Bewegung Kurt Reppich, eines berliner Zollbeamten und NSDAP-Mitgliedes, der 1932 bei gewalttätigen Streiks von der Polizei erschossen wurde. Die genauen Umstände der Benennung sind noch unklar.
Andere Einrichtungen wie die Kaserne und das Werk wurden vom Zollgrenzschutz vermutlich nicht genutzt, hier waren Einheiten der Wehrmacht einquartiert. Mit dem etwa Anfang 1944 in dem Wald gebauten Führerhauptquartier Brunhilde bzw. Zigeuner kam der Zollgrenzschutz wahrscheinlich ebenfalls nicht in Berührung.

Die Aufgabe des Übungsplatzes bestand darin, Zollgrenzschutz-Reservisten des Oberfinanzbezirks in mehrwöchigen Lehrgängen militärisch auszubilden, Zoll-Kenntnisse zu vermitteln, sowie Ausbildung zum Hilfszollassistenten oder Hilfszollsekretär durchzuführen. In rascher Folge traf das zu schulende Personal im nahen Bahnhof Algringen (Algrange/Frankreich) ein und wurde per LKW ins Lager transportiert.
Mit zunehmender Dauer des Krieges ging es immer weniger darum vorhandenes Personal zu schulen, sondern die Abgaben an die Wehrmacht zu kompensieren, wofür immer älteres Personal zur Verfügung stand. Spätestens gegen Ende 1943 benötigte die Wehrmacht ihre Ausbildungskapazitäten selbst, worauf der Zollgrenzschutz auf 5 eigene Ausbildungslager zurückgriff, darunter Arsweiler. Von Januar bis Juni 1944 sollten in je 4-wöchigen Lehrgängen je 100 Männer ausgebildet werden, was nicht erreicht wurde, so verließen im Januar lediglich knapp 80 ausgebildete Männer den Lehrgang.
Nach Landung der Alliierten in der Normandie am 06.06.1944, wurde Lothringen bereits im August 1944 von amerikanischen Truppen erobert, deswegen war der Lehrgang im Juni vermutlich auch die letzte Veranstaltung.

Folgende Lehrgänge und Tagungen sind bisher bekannt:

DatumLehrgangTeilnehmer
13.01. - 01.02.1941 1. Ausbildungslehrgang ?
05.02. - 26.02.1941 2. Ausbildungslehrgang ?
21.03. - ??.04.1941 4. Ausbildungslehrgang ?
09.05. - ??.05.1941 6. Ausbildungslehrgang ?
06.06. - 07.06.1941 Grenzpolizeiliche Schulung der Hauptzollämter Metz und Saarburg > 34
10.06. - ??.06.1941 7. Ausbildungslehrgang ?
07.07. - ??.07.1941 8. Ausbildungslehrgang ?
15.09. - 04.10.1941 11. Ausbildungslehrgang ?
13.10. - 01.11.1941 12. Ausbildungslehrgang ?
09.02. - 28.02.1942 15. Ausbildungslehrgang ?
09.07.1942 13. Dienstbesprechung des OFP Westmark ?
Januar 1943 25. Ausbildungslehrgang / 2. Unterführer-Ausbildung ?
Januar 1944 1. Ausbildungslehrgang (militärisch) 79
Januar 1944 Grenzpolizeiliche Schulung ?
27.01.1944 Besuch des Reichsfinanzministers und Planspiel -
Februar 1944 2. Ausbildungslehrgang (militärisch) Ca. 100
März 1944 3. Ausbildungslehrgang (militärisch) Ca. 100
April 1944 4. Ausbildungslehrgang (militärisch) Ca. 100
Mai 1944 5. Ausbildungslehrgang (militärisch) Ca. 100
Juni 1944 6. Ausbildungslehrgang (militärisch) Ca. 100

 

Die Gartenstadt existiert noch und wurde in Eigentumshäuser umgewandelt. In der Kaserne waren nach dem Krieg französische und amerikanische Einheiten stationiert, inzwischen steht die Kaserne leer und wurde das Opfer von starkem Vandalismus. Der Munitionseingang und der Führerbunker sind noch im Wald vorhanden, allerdings eingezäunt.
Buchtipp: Angevillers 1931-1945 - Chronique d'une enfance vécue sue la Ligne Maginot von Ernest Niessen, 2003, Verlag Fensch Valée, ISBN 2-908196-75-1. Das knapp 280 starke Buch erzählt in französischer Sprache und mit vielen Bildern die Geschichte der Kaserne und der deutschen Besatzungszeit nach.

arsweiler3Luftbild der Gartenstadt, im Hintergrund die Kaserne. Herzlichen Dank an Francis Muir für das Foto.

copyright: www.zollgrenzschutz.deSchild am Eingang mit der Aufschrift Kurt Reppich-Lager

Deckblatt eines Ausbildungshandbuchs von 1942 oder 1943 mit einer Ansicht des Lagers. Der Wasserturm wurde 1941/42 aufgrund von Kriegsschäden gesprengt

copyright: www.zollgrenzschutz.deSportplatz

copyright: www.zollgrenzschutz.deSchwimmbecken

copyright: www.zollgrenzschutz.deÜbung

copyright: www.zollgrenzschutz.deReservisten des 12. Ausbildungslehrgang vor dem Eingang

copyright: www.zollgrenzschutz.deDer Munitionseingang des Forts Rochonvillers im Wald von Arsweiler. In den 1980er Jahren baute die Französische Armee einen Kommandobunker ein und veränderte den Eingang.

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