Hinter den sogenannten A-Linien, die im Generalgouvernement das Vordringen der Roten Armee aufhalten sollen, errichtete man etwa ab Herbst 1944 in Oberschlesien die B-Linien als weitere Verteidigungslinie. Ähnlich wie bei den A-Linien handelte es sich um Schützengräben, Stützpunkte und Panzergräben, die jedoch weitestgehend ohne Bunker und schwere Waffen auskommen mussten. Den Oberbefehl hatte zunächst der Festungskommandant der Festung Oberschlesien mit Sitz in Kattowitz. Als Verteidigungskräfte stand ihm nur die Sicherungsbrigade z.b.V. VIII mit mehreren Festungsregimentern zur Verfügung, die im Wesentlichen aus Volkssturm-Bataillonen bestanden, vereinzelt ergänzt um Einheiten des Ersatzheeres, Alarmeinheiten, Polizei und Zollgrenzschutz. Aus den vier Hauptzollämtern des Oberfinanzpräsidiums Troppau (Bielitz, Kattowitz, Loben und Teschen) bildete man vier Zollgrenzschutz-Bataillone, wobei Wehrmachtsunterlagen nur von 3 Bataillonen sprechen. Kampfkräftige Einheiten der Wehrmacht konnte man nicht mehr aufbieten, im Zweifel sollten die Stellungen zusätzlich durch die von der Front zurückgehenden Truppen besetzt werden. Dabei setzte man allerdings darauf, dass der Gegner mitspielte, Wehrmachtseinheiten intakt blieben und die sowjetischen Truppen mit ihrer Überlegenheit an Panzern und Mobilität nicht schneller waren.
Trotz der prekären militärischen Situation lief der typische Verwaltungsapparat an, in denen sich sich zahlreiche Stellen wie z.B. der Gauleiter, Partei-Dienststellen, die zentralen Führungen der Teil-Streitkräfte usw. einmischten. Zudem bildete die Stadt Tschentochau als wichtiger Eckpfeiler der B-Linie einen eigenen Verteidigungsbereich und sollte nur bei Gefahr im Verzug dem Festungskommandanten unterstellt werden. Die im Generalgouvernement am 12.01.1945 loslaufende Oder-Weichsel-Operation durchbrach die Front sowie die dahinterliegende A-Linien zügig und erreichte die B-Linien ebenfalls schnell, am 17.01. fiel Tschentochau. Schwere Waffen, Panzer- und Luftabwehr gab es nur rudimentär und konnte dem mit Panzern vorgehendem Gegner wenig entgegensetzen, zudem litt man an Betriebsstoffmangel sodass selbst die wenigen eigenen Panzer bzw. gepanzerten Fahrzeuge kaum einsatzfähig waren.
Mitte Januar 1945 war der Oberbefehl an den Militärbefehlshaber des Generalgouvernements gegangen, der sich vor dem Angriffsdruck zurückziehen musste. Gleichzeitig nahmen die ebenfalls zurückgehenden Wehrmachtseinheiten zunehmend die Verteidigungspositionen, hatten jedoch sehr verlustreiche Kämpfe hinter sich.
Die Zollgrenzschutz-Bataillone dürften in verlustreiche Kämpfe verwickelt worden sein, im Februar 1945 übergab die Wehrmacht die Zollgrenzschützer an den Kommandeur der Sicherheitspolizei in Kattowitz, der sie an den Kommandeur der Sicherheitspolizei in Brünn weiterleitete. Sammelpunkt war das schlesische Frankenstein, wobei Angehörige der HZA Bielitz und Teschen inzwischen in Wehrmachteinheiten integriert worden waren und nicht erschienen. Die Einheiten gerieten später in russische Gefangenschaft.
Bezeichnung | I. Zollgrenzschutz-Bataillon |
Unterstellung | Festungs-Regiments-Stab Wadowitz (November 1944) Festungs-Regiments-Stab Oberschlesien 1 (Januar 1945) |
Feldpostnr. | ? |
Führung | Kommandeur: Regierungsrat Georg Siedersleben (am 18.01.1945 gefallen) 1. Kompanie: Bezirkszollkommissar Weiß 2. Kompanie: Bezirkszollkommissar Seibt 3. Kompanie: Bezirkszollkommissar Gähler |
Stärke | Ca. 4-500 Mann |
Einsatz | Aus dem Hauptzollamt Loben (Lublinitz) gebildet. Das Einsatzgebiet lag etwa im Bereich Zator / Skawina. |