Ab 1935 begann das Reichsfinanzministeriums auf Initiative ihres Staatssekretärs, Fritz Reinhardt, dem das Schukungswesen im Ministerium unterstand, im ganzen Reichsgebiet mit der Errichtung von Zollschulen. An ihnen absolvierten vor allem Nachwuchskräfte, Versorgungsanwärter und Zöllner aus angeschlossenen Gebieten (Österreich, Sudetenland, Danzig, Luxemburg, usw.) mehrmonatige Lehrgänge und schlossen sie mit Prüfungen ab. Das ersetzte nicht die grundsätzliche Ausbildung z.B. der Nachwuchskräfte, die auch weiterhin dezentral bei den Dienststellen vor Ort stattfand und die von den Landesfinanzämtern bzw. Hauptzollämtern gesteuert wurde. Reinhardt kam es auf Einheitlichkeit der Ausbildung an, die er bei knapp 30 Landesfinanzämtern sowie den mehreren hundert örtlichen Dienststellen anscheinend nicht gegeben sah.
Zentrale Zollschulen unter direkter Führung und Kontrolle des Ministeriums sowie mit handverlesenen Lehrern boten die Gelegenheit, einer hohen Zahl von Zöllnern schnell einheitliches Wissen zu vermitteln, ein Kameradschaftsgefühl zu erzeugen und die Eignung anhand gleicher Standards zu prüfen. Aber natürlich konnte man gleichzeitig genauso zentral die Botschaften des Nationalsozialismus lehren und die Einstellung beurteilen. Bei Eröffnung der Zollschule Bautzen sagte Reinhardt u.a.: In ihr [Anm.: die Finanzverwaltung] können nur Männer dienen, die im Herze Nationalsozialisten seien und eine hohe Berufsauffassung hätten. Sie müssen ihre Aufgaben unter Einsatz von Leib und Leben erfüllen, zumal bei der Zollverwaltung mit vielseitigen Fachkenntnissen Aufmerksamkeit und unentwegter Pflichterfüllung bei Tag und bei Nacht. In den Zollschulen konnte er mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen und die nötige Fachlichkeit sowie die richtige Einstellung zum Nationalsozialismus sicherstellen.

Die Schulen unterstanden verwaltungsmäßig den jeweiligen Oberfinanzpräsidenten, in allen anderen Fragen war der Staatssekretär zuständig. Bei der Suche nach passenden Standorten stand man in Wettbewerb mit anderen staatlichen oder Partei-Organisationen sowie Wehrmacht und SS, die zur selben Zeit zahlreiche Schulen gründeten sowie ihre Verwaltung ausbauten. Neubauten waren keine bevorzugte Lösung aufgrund von Bauzeit, Kosten und Arbeitskräftemangel, deswegen bat das Ministerium die nachgeordneten Dienstellen um Vorschläge, die auch reichlich kamen. Bevorzugt suchte man Gebäude, die in der Vergangenheit als Schule (Bautzen, Flensburg, Mölln), Kaserne (Krefeld, Sigmaringen, Waldenburg), Hotel (Lochau), Behörde (Berlin, Dresden), Kinderheim (Lauf) und Schloss (Velten) größere Personenzahlen aufgenommen hatten. Randlagen in Grenzgebieten stellten kein Problem dar
Anfang 1937 sollten die Anzahl der Schulen deutlich ausgebaut werden und die Oberfinanzpräsidien hatten geeignete Gebäuden vorzuschlagen. Im Jahr 1938 wurden die Schulen im Rahmen der Angliederung des Sudetenlandes und Österreichs geschlossen, da die Beamten in ihren Dienststellen benötigt wurden. Danach bekamen die Schulen wohl Ausbildungs-Schwerpunkte zugeteilt, galt es doch neben dem eigenen Nachwuchs die hinzugekommenen Beamten zu schulen.
Anfang 1939 hatte sich ein regelrechter Schulungsstau gebildet. Zu den gut 4.600 Dienstanfängern kamen 1.500 Zollanwärter, 7.000 Zollbetriebsassistenten, 1.000 Angehörige der ehemaligen österreichischen Zollwache sowie 700 in der Ostmark und dem Sudetenland eingestellten Personen. Dennoch wurde schon 1939 mit Schulschließungen begonnen. Wehrmacht und Polizei bekundeten nach Beginn des Zweiten Weltkrieges ihr Interesse an vielen Schulen, die teils in Lazarette umgewandelt wurden.

 

ZollschuleBestehenOberfinanzpräsidiumWeitere NutzungErhalten
Zollschule Bautzen 11.10.1937 - 14.04.1942 Dresden Lazarett x
Zollschule Berlin (Charlottenburg) 12.01.1938 - ? Berlin ? x
Zollschule Berlin (Düppel, Projekt) - Berlin - -
Zollschule Berlin, Zw. Dresden Ca. 1938 - 1942 Dresden ? x
Zollschule Flensburg 05.01.1938 - Mitte 1943 Nordmark Lazarett x
Zollschule Koblau (Projekt) - ? - -
Zollschule Krefeld 07.10.1937 - 18.02.1942 Düsseldorf Ausbildungslager x
Zollschule Lauf 26.09.1935 - Ende 1939 Nürnberg Wehrmacht -
Zollschule Leipa (Projekt) - ? - -
Zollschule Lochau 01.01.1941 - Anfang 1943 Innsbruck Lazarett x
Zollschule Mölln 01.07.1938 - Mai 1940 Nordmark Reichsfinanzschule x
Zollschule Nikolaiken (Projekt) - Ostpreußen - -
Zollschule Sigmaringen 02.10.1937 - 1939 Stuttgart / Württemberg Reichsfinanzschule -
Zollschule Velen 26.09.1935 - ca. 1944 Münster / Westfalen Lazarett x
Zollschule Velten 26.09.1935 - 29.02.1940 Brandenburg An Stadt Velen -
Zollschule Waldenburg 26.09.1935 - Ende 1939 Schlesien Polizeikaserne x

 

Zollschule Bautzen

Im Jahr 1903 erbaut, beherbergte das Gebäude zunächst ein katholisches Seminar bzw. eine katholische Oberschule, die 1937 vom Land Sachsen aufgelöst wurde. Danach zog die Zollschule ein und übergab den Bau an den Heeresstandortarzt zwecks Nutzung als Reserve-Lazarett. 1945 erlitt das Gebäude schwere Bombenschäden, die man nach dem Krieg langsam beseitigte. Jedoch wurde der Ursprungszustand nicht wiederhergestellt, denn die Erker, Spitzen, das aufwendig gestaltete Hauptportal und der Zierrat fielen weg. Ab 1947 zogen nacheinander die Sorbische Oberschule, das Sorbische Institut für Lehrerbildung und der heutige Nutzer, das Sorbische Gymnasium ein.
Zahlreiche Postkarten von Schülern der Einrichtung deuten darauf hin, dass die Schule Ende der 1930er Jahre der (Um-)Schulung von Angehörigen der ehemaligen Tschechoslowakei diente.
Bei Übernahme durch das Reichsfinanzministerium sah man den Zustand zwar als geeignet, aber nicht optimal an. Der Putz an der Außenwand war bis auf einige Stellen gut, dafür befand sich das Dach in schlechtem Zustand, eine Renovierung der Räume war nötig. Für die Zwecke der Schule musste das komplette Inventar neu angeschafft werden. Der Hausmeister wohnte im Kellergeschoss, während die Schulleiter-Wohnung im ersten Geschoss lag. Die 200qm große Turnhalle war nur schwer heizbar, die zweigeschossige 170qm große Aula galt wegen bemalter Fenster als zu dunkel, ein dritter Unterrichtsraum ließ sich nur durch Umbau eines Schlafsaals im 3. Geschoss herrichten. Wirtschafter und Kantineninhaber war in den 40er Jahren Herbert Joel.

Akt. Anschrift Friedrich-List-Straße 8, D-02625 Bautzen
Bestehen 11.10.1937 - 14.02.1942
Fläche 2.200 qm
Schülerzahl 220
Leitung Zollamtmann/Zollrat (Paul ?) Rohr
Übergeordnet Reichsfinanzministerium (fachlich), Oberfinanzpräsidium Dresden (administrativ)

 

Zollschule Berlin

Die Schule befand sich im Stadtteil Charlottenburg und teilte das Gebäude mit den Finanzämtern Charlottenburg-Ost und -West. Heute wird das Gebäude immer noch vom Finanzamt Charlottenburg genutzt sowie von der Finanzschule Berlin, einer Landeseinrichtung.
Die Stadtbauräte Brucker und Kepler errichteten das Gebäude in den Jahren 1936-39 an der damaligen Ost-West-Achse und schufen mit der über drei Stockwerke reichenden Portalnische einen wuchtigen Eingang. Vor dem Gebäude stehen seit der Olympiade von 1936 die sogenannten OWA-Kandelaber (nach Albert Speer auch Speer-Kandelaber oder Speer-Leuchten genannt), die erste Leuchtstofflampen-Straßenbeleuchtung der Welt.

Akt. Anschrift Bismarckstraße 48, D-10627 Berlin
Bestehen 12.01.1938 - ?
Fläche ?
Schülerzahl 425
Leitung Oberregierungsrat Alfons Lutz
Übergeordnet Reichsfinanzministerium (fachlich), Oberfinanzpräsidium Berlin (administrativ)

 

Zollschule Berlin, Zweigstelle Dresden

Die Schule bildete eine Zweigstelle der Zollschule Berlin. Warum man sie nicht zu einer vollwertigen Schule machte, sowie warum sie Berlin unterstand und nicht der viel näheren Schule in Bautzen sind noch nicht bekannt.
Die Architekten Barthold und Tiede errichteten den Bau in den Jahren 1928-31 für das Landesfinanzamt (1937 in Oberfinanzpräsidium umbenannt) Dresden im Stil der sogenannten Neuen Sachlichkeit. Direkt an der Elbe gelegen, waren zur Stabilität eine Stahlbetonwanne sowie etwa 1.000 Betonpfeiler nötig. Im Februar 1945 wurde der elbnahe Flügel bei einem Bombenangriff zerstört und zunächst nicht wieder aufgebaut. Nach dem Krieg nutzte die SED-Bezirksleitung den Bau. In den Jahren 1991-1994 baute der Architekt Peter Kulka das Gebäude zum Sächsischen Landtag um und verlegte den Haupteingang an die Stelle des zerstörten Flügels.

Akt. Anschrift Devrientstr. 4, D-01067 Dresden
Bestehen Ca. 1938 - 1942
Fläche ?
Schülerzahl ?
Leitung Zollrat/Oberzollrat Adolf Lappe, Zollrat Walter Markus
Übergeordnet Zollschule Berlin, Oberfinanzpräsidium Dresden

 

Zollschule Flensburg

Das Gebäude wurde in den 1890er Jahren als Schule erbaut, die bis etwa Mitte der 1930er an diesem Standort blieb. Etwa Mitte 1943 gab das Reichsfinanzministerium die Schule auf und übergab sie der Wehrmacht zur Errichtung eines Lazaretts.
Seit 1947 als Zollgrenzschutzschule in der britischen Besatzungszone genutzt, zog Ende der 1940er Jahre wieder eine städtische Schule ein, während die Zollschule in die ehemalige Marineschule nach Flensburg-Mürwik verlegte.
Ende der 1990er Jahre wandelte die Stadt Flensburg das Gebäude mit dem angrenzenden Stadtmuseum in den Museumsberg um, unter Umbenennung der ehemaligen Schule in Hans-Christansen-Haus.
Wirtschafter der Zollschule war Friedrich Ilzhöfer.

Akt. Anschrift Museumsberg 1, D-24937 Flensburg
Bestehen 05.01.1938 - Mitte 1943
Fläche ?
Schülerzahl 230
Leitung Zollamtmann Bauer
Übergeordnet Reichsfinanzministerium (fachlich), Oberfinanzpräsidium Nordmark (administrativ)

 

Zollschule Koblau (Projekt)

Die Zollschule Koblau war ein Projekt der Reichsfinanzverwaltung in den 1940er Jahren, das als Ersatz für die 1939 geschlossene Zollschule Waldenburg dienen sollte. Die Belegungsstärke sollte 300 Schüler betragen. Die im heutigen Koblov (Ostrava) in Tschechien liegende Schule kam vermutlich über das Planungsstadium nicht hinaus.

 

Zollschule Krefeld

Bedingt durch die Verlegung des 2. Westfälisches Husaren-Regiments Nr. 11 erbaute die Stadt Krefeld in den Jahren 1904-06 die Husarenkaserne. Nach dem Ausrücken des Regiments im Ersten Weltkrieg stand die Anlage zumindest teilweise leer und wurde als Kriegsgefangenenlager genutzt. Ab 1933 von der SA verwendet, zog 1937 die Zollschule in die beiden Gebäude an der Straße Girmesgath und ab etwa September 1942 übernahm das Zollgrenzschutz-Ausbildungslager Krefeld. Im August 1943 war das Gebäude durch Fliegerangriffen stark beschädigt. Nach dem 2. Weltkrieg beherbergten die Gebäude verschiedene Behörden, die durch Luftangriffe zerstörten Teile des Komplexes baute man wieder auf. Von ca. 2005 bis 2007 fanden Restaurierungsarbeiten statt, heute nutzen ein Rehazentrum, Sportorganisationen und ein Restaurant die Anlage.

Akt. Anschrift Girmesgath, D-47803 Krefeld
Bestehen 07.10.1937 - 18.02.1942
Fläche ?
Schülerzahl 280
Leitung ?
Übergeordnet Reichsfinanzministerium (fachlich), Oberfinanzpräsidium Düsseldorf (administrativ)

 

Zollschule Lauf

Das Gebäude hat eine bewegte Geschichte und beherbergte neben der Zollschule z.B. auch ein Kinderheim, eine städtische Schule, eine SA-Sportschule und eine Badeanstalt. Die Stadt Lauf, seit 1931 Eigentümer, machte der Reichsfinanzverwaltung ein Kaufangebot, dass diese jedoch unter Bezug auf die ungewisse Zukunft ablehnte. Am 11.01.1940 wurde das Haus an die Heeresstandortverwaltung übergeben.

Akt. Anschrift Das Gebäude existiert nicht mehr und befand sich in der Hermannstr. 10 in Lauf/Pegnitz
Bestehen 29.09.1935 - Ende 1939
Fläche ?
Schülerzahl 110
Leitung ?
Übergeordnet Reichsfinanzministerium (fachlich), Oberfinanzpräsidium Nürnberg (administrativ)

 

Zollschule Lochau

Das Gebäude beherbergte die einzige Zollschule auf (ehemals) österreichischem Boden. Im Jahr 1910 errichtet, wurde es unter dem Namen Strand Palast als Hotel betrieben und nach einem Besuch des österreichischen Kaisers im Jahr 1917 in Kaiserliches Strand Palast Hotel umbenannt. Seit 1921 diente es als Kurheim-Standhotel. Im Jahr 1939 begann der Umbau zur Zollschule, die das Gebäude ab 1941 nutzte und etwa Anfang 1943 der Wehrmacht für ein Lazarett überließ. Nach dem Krieg zogen zunächst französische und ab 1953 österreichische Truppen in den nun Rhomberg-Kaserne genannten Komplex ein. Seit 1998 stand das Gebäude leer und wurde ab und an in Festivals eingebunden, bis es der Bund 2005 versteigerte. Nach mehrjährigem Umbau ist das Gebäude seit September 2010 zum 100-jährigen Jubiläum unter dem Namen Seehotel Am Kaiserstrand wieder seiner ursprünglichen Bestimmung übergeben.

Akt. Anschrift Landstraße 29, A-6911 Lochau
Bestehen 01.01.1941 - Anfang 1943
Fläche ?
Schülerzahl Ca. 150
Leitung Zollrat Eugen Aichholz
Übergeordnet Reichsfinanzministerium (fachlich), Oberfinanzpräsidium Innsbruck (administrativ)

 

Zollschule Mölln

Das Gebäude wurde von 1913 bis 1917 erbaut und zunächst als Unteroffizier-Vorschule genutzt. Nach Ende des Ersten Weltkrieges als Jugendheim verwendet, ab 1929 als Durchgangslager für deutschstämmige Sowjetbürger (Mennoniten) betrieben die nach Amerika auswanderten, danach Nutzung als SA-Schule, anschließend als Zollschule. Am 24.05.1940 wurde die Zollschule in eine Reichsfinanzschule (Steuerschule) umgewandelt, gegen Kriegsende kam die Nutzung als Lazarett. Nach dem Krieg zog ein Tuberkulosekrankenhaus bzw. eine Kurklinik der Landesversicherungsanstalt (LVA) Schleswig-Holstein ein. Seit 1972 war dort die Bundeswehrverwaltungsschule III untergebracht, die im Rahmen der neuen Bundeswehrstruktur Ende 2007 geschlossen wurde. 2012 wurde das Gelände an einen Investor verkauft, der das Gelände unter dem neuen Namen Robert-Koch-Park mit Beibehaltung des Hauptgebäudes und der Villen entwickelt.

Akt. Anschrift Hindenburgstraße 5-15, D-23879 Mölln
Bestehen 01.07.1938 - Mai 1940
Fläche ?
Schülerzahl 350
Leitung ?
Übergeordnet Reichsfinanzministerium (fachlich), Oberfinanzpräsidium Nordmark (administrativ)

 

Zollschule Nikolaiken (Projekt)

Der Versailler Vertrag regelte neben der Wiedererrichtung Polens auch die Schaffung eines bis zu 90 km breiten Landstreifens (sogenannter Polnischer Korridor) zwischen Ostpreußen und dem Kerngebiet Deutschlands. Damit wurde die Provinz Ostpreußen quasi vom restlichen Reichsgebiet abgeschnitten. Im Jahr 1936 schlug der Oberfinanzpräsident von Ostpreußen, Franz Tiesler, dem Reichsfinanzministerium die Errichtung einer Zollschule für 200 Schüler in seinem Bereich vor. Dies wurde unter anderem mit der geografischen Lage, der rund um Ostpreußen verlaufenden Reichsgrenze, organisatorischen Schwierigkeiten bei der Ausbildung im Kerngebiet des Reichs und dem Wunsch nach wirtschaftlicher Unterstützung begründet. Das Ministerium war für den Vorschlag zugänglich, worauf in der Folgezeit mögliche Standorte erkundet wurden. Hierbei galt es vorhandene Gebäude zu nutzen, um die hohen Kosten für Neubauten zu vermeiden.

Lyck (heute Ełk, Polen)
Die zunächst als vorübergehender Standort ins Auge gefasste ehemalige Fliegerstation Rothof bei Lyck schied im April 1937 wegen der mit 15 km zu kurzen Entfernung von der Grenze und dem erheblichen Aus- und Umbaubedarf aus.

Eydtkuhnen / Eydtkau (Tschernyschewskoje, Russland)
Der Oberpräsident (Kurzform von Oberregierungspräsident) und Gauleiter von Ostpreußen, Erich Koch, unterstützte die Ansiedlung einer Zollschule, verfolgte jedoch eigene Pläne. Aus seiner Sicht war das grenznahe Eydtkuhnen (1938 in Eydtkau umbenannt) der geeignete Standort. Gründe dafür waren die wirtschaftlich anscheinend sehr ramponierte Lage der Stadt, sowie dass dort im Gegensatz zum restlichen Ostpreußen keine Wohnungsnot herrschte und somit Schulgebäude und Lehrerwohnungen vorhanden waren. In der Grenznähe sah Koch sogar einen Vorteil. Der Regierungspräsident von Gumbinnen sowie der Bürgermeister von Eydtkuhnen untermauerten den Vorstoß mit einer umfangreichen Studie im Mai 1937, das Ministerium lehnte den Vorschlag allerdings im Juni ab.

Nikolaiken (Mikołajki, Polen)
Tiesler war in der Zwischenzeit nicht untätig und präsentierte wenige Tage nach Kochs Vorschlag Eydtkuhnen den Ort Nikolaiken als seinen Favoriten und konnte über abgeschlossene Verhandlungen mit der Stadt und dem Grundstückseigentümer berichten. Da es seiner Meinung nach in ganz Ostpreußen keine für die Schule nutzbaren Gebäude gab, stimmte das Reichsfinanzministerium dem Vertrag zu, auch wenn die Gebäude noch zu errichten waren. Das 17 Morgen (knapp 7 Hektar) große Grundstück lag direkt am Nikolaiken-See und wurde dem Landwirt Johann Smollich von der Stadt für 9.000 RM und die Bereitstellung eines doppelt so großen Grundstückes an anderer Stelle abgekauft.
Oberpräsident Koch schien hierüber im Dezember 1937 erbost, sah er doch an anderen Orten einen stärkeren Bedarf für wirtschaftliche Stützung, auch würde ein Neubau den Kurort Nikolaiken verschandeln. Darüber hinaus teilte er mit, dass die Wahl von Nikolaiken gegen das öffentliche Interesse verstoße und im Zweifel lieber auf die Errichtung einer Zollschule in Ostpreußen verzichtet werden sollte.

Woran es auch gelegen haben mag, die Schule wurde nicht errichtet. Damit blieb das schlesische Waldenburg der östlichste Standort.

 

Zollschule Sigmaringen

1908-1910 als Kaserne erbaut, 1910 Unteroffiziers-Vorschule, 1920 Landwirtschaftsschule, 1923 Württembergische Polizeischule, 1927 Marien-Lyzeum, 1934 SA-Schule, 1937 Zollschule, 1939 Reichsfinanzschule, 1944 Lazarett, 1945 französische Kaserne. Darüber hinaus nutze das Finanzamt den östlichen Flügel von 1920 bis 1945. Aus Dank für die Einrichtung der Schule in Sigmaringen beschloss der Stadtrat im Oktober 1937 die Umbenennung der Schmeier Straße, an der die Schule lag, in Fritz-Reinhardt-Straße. Als Staatssekretär im Reichsfinanzministerium hatte Reinhardt die fachliche und strukturelle Aufsicht über alle Zollschulen.
Nach Gründung der Bundeswehr war die Schule Aufstellungsort mehrerer Verbände.
Das Gebäude der Zollschule existiert heute nicht mehr und wurde 1963 abgerissen, nachdem ein Jahr zuvor der Glockenturm einstürzte. Seit 1972 hat das Bildungs- und Wissenschaftszentrum der Bundesfinanzverwaltung (BWZ) seinen Sitz am ehemaligen Standort der Zollschule.

Akt. Anschrift Das ursprüngliche Gebäude existiert nicht mehr und befand sich in der Schmeier Str.
Bestehen 02.10.1937 - 1939
Fläche ?
Schülerzahl 230
Leitung ?
Übergeordnet Reichsfinanzministerium (fachlich), Oberfinanzpräsidium Stuttgart / Württemberg (administrativ)

 

Zollschule Velen

Das ursprüngliche Schloss brannte 1931 ab und wurde in den Folgejahren wieder aufgebaut. Vermutlich im Jahr übernahm die Wehrmacht das Schloss als Lazarett, die Zollschule war jedenfalls eine der letzten Schulungseinrichtungen der Reichsfinanzverwaltung. Nach dem Krieg weiter als Zollschule genutzt, zog die Schule in den 1980er Jahren aus. Heute dient das Schloss als Sporthotel.

Akt. Anschrift Schloßplatz 1, D-46342 Velen
Bestehen 26.09.1935 - ca. 1944
Fläche ?
Schülerzahl 150
Leitung ?
Übergeordnet Reichsfinanzministerium (fachlich), Oberfinanzpräsidium Münster / Westfalen (administrativ)

 

Zollschule Velten

Velten war ein Zentrum des Ofenbaus, um 1900 gab es etwa 40 Hersteller, und mit Berlin hatte man einen nahen und großen Absatzmarkt. Im Jahr 1905 erbaute die Ofenfabrik H. Lehmann & Co. das Gebäude. Nach deren Produktionseinstellung im Jahr 1914 und kurzem Leerstand übernahm die Firma Richard Blumenfeld den Bau, 1935 dann die Zollschule. Die Schule sollte mit ihren drei Lehrsälen 160 Männer aufnehmen. Jedoch war der Zustand des Gebäudes unbefriedigend, denn im Februar 1938 stellte Regierungsrat Breyhan vom Reichsfinanzministerium während einer Besuchsreise fest:
Der kleine Lehrsaal hat Ofenheizung und ist nicht unterkellert, die Wände sind stellenweise feucht. Die in der Nähe der Außenwände sitzenden Männer müssen während des Unterrichts Decken umhängen, weil nach Feststellungen des Schulleiters die Temperatur in der Nähe der Außenwände um 6° - 10° niedriger ist als in der Mitte des Raums. Nach Angaben des Schulleiters hat der Schularzt den Raum als gesundheitsgefährdend bezeichnet.

In der Folge standen nur noch zwei Lehrsäle zur Verfügung mit einer Kapazität für insgesamt 150 Personen, gleichzeitig konnte der Lehrerbedarf von vier auf drei Personen reduziert werden. Zum 01.09.1939 schloss Staatssekretär die Schule vorübergehend, zum 01.03.1940 wurde das Mietverhältnis mit der Stadt Velten endgültig aufgelöst. Danach diente das Gebäude als Gefolgschaftsheim der Firma Bergmann, nach 1945 als Hilfskrankenhaus seit 1962 als Tuberkulose-Krankenhaus und später als Arztpraxis und Pflegeheim. Um das Jahr 2000 wurde das Gebäude abgerissen und machte einem Pflegeheim der Caritas platz.

Akt. Anschrift Das ursprüngliche Gebäude existiert nicht mehr und befand sich in der Viktoriastr. 35 bzw. Elisabethstraße 20
Bestehen 26.09.1935 - 29.02.1940
Fläche ?
Schülerzahl 150-160
Leitung Zollamtmann Adam Gilberg
Übergeordnet Reichsfinanzministerium (fachlich), Oberfinanzpräsidium Brandenburg (administrativ)

 

Zollschule Waldenburg

Der Komplex scheint ursprünglich als Kaserne verwendet worden zu sein,nach dem Ersten Weltkrieg zog die Landespolizei ein. 1935 kam die Zollschule hinzu und nahm den größten Teil der Gebäude in Beschlag, teilte sich aber auch z.B. die Sanitäranlagen, Schießstand und Exerzierplatz mit der Polizei. Anfang 1939 benötigte die Polizei den gesamten Komplex, was zunächst von Staatssekretär Reinhardt abgelehnt wurde, im Oktober stimmte er jedoch zu. Die Gebäude haben den Krieg überstanden und dienen heute als Klinik.

Akt. Anschrift Ignacego Paderewskiego 10, PL-58310 Walbrzych
Bestehen 26.09.1935 - Ende 1939
Fläche ?
Schülerzahl 220
Leitung Zollrat Eugen Aichholz
Übergeordnet Reichsfinanzministerium (fachlich), Oberfinanzpräsidium Schlesien (administrativ)

 

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