Zollgrenschutz-Blog
Im Blog erscheinen von Zeit zu Zeit Beiträge und Neuigkeiten zu allgemeinen oder besonderen Themen rund um den Zollgrenzschutz. Funktionen wie Kommentare usw. werden noch implementiert, schicken Sie Fragen oder Anmerkungen gerne an . Bitte beachten Sie, dass die Inhalte und Fotos urheberrechtlich geschützt sind.
Kürzlich erreichte mich der Hinweis auf einen lesenswerten Artikel unter dem obigen Titel im WeiachBlog. Der Blog beschäftigt sich mit Geschehnissen der schweizer Gemeinde Weiach, die ca. 40 km nördlich von Zürich an der deutsch-schweizer Rheingrenze liegt. Der Artikel handelt von interessanten Funden in schweizer Armeeunterlagen, in denen der örtliche Kommandant von den Geschehnissen auf der deutschen Rheinseite in den letzten Kriegstagen berichtet, wobei auch der Zollgrenzschutz vorkommt. Die im Artikel beschriebenen Zöllner dürften zum Bezirkszollkommissariat Hohentengen gehört haben, dass seinen Sitz gegenüber von Weiach hatte.
In deutschen Archiven sind leider kaum Unterlagen aus den letzten Kriegstagen im Südschwarzwald auffindbar und wenn, dann meist ohne Bezug zum Zollgrenzschutz. Deswegen ist es schön, dass die Digitalisierung grenzüberschreitend neue Informationen ans Tageslicht bringt.
Kontext: Die deutsche Grenzbewachung im Schwarzwald unterstand ursprünglich dem Oberfinanzpräsidium Baden, ab Ende 1944 dem Befehlshaber der Sicherheitspolizei in Karlsruhe. Nachdem die Alliierten Anfang 1945 das Elsass erobert und damit den Oberrhein erreicht hatten, wurden mit den aus Frankreich und dem Elsass verdrängten Zöllnern zahlreiche Zollgrenzschutz-Bataillone gebildet. Diese unterstanden der Wehrmacht und waren im Wesentlichen zum Stellungsbau in Frontnähe und an der schweizer Grenze eingesetzt. Dabei versuchte man den regulären Grenzdienst aufrechtzuerhalten und ließ die örtlichen Zollstrukturen zunächst meist unangetastet. Im Vorgriff kam es allerdings zu Umbenennungen, so wurden Bezirkszollkommissariate zu Kompanien. Gleichzeitig befürchtete man, dass die Alliierten die deutschen Stellungen über schweizer Gebiet umgehen und plötzlich in ihrem Rücken stehen könnten. Deswegen wurden, wie im obigen Artikel beschrieben, von Wehrmachts-Pionieren auch Brücken zur Sprengung vorbereitet. Als sich die Zollgrenzschutz-Bataillone im März und April 1945 vor dem Druck der Alliierten nach Osten in Richtung Konstanz zurückzogen, vereinnahmten sie unterwegs die noch vorhandenen Zolldienststellen.
Am 28.09.2023 erscheint das Buch Zollgrenzschutz: Border Guards on the Frontier of the Reich, Hauptzollamt Villach, 1941-1945 von Tommaso Chiussi. Das ca. 160 Seiten starke Buch befasst sich ausführlich mit dem Zollgrenzschutz im Bezirk des Hauptzollamts Villach einschließlich der slowenischen Untersteiermark.
Das österreichische Hauptzollamt (HZA) Villach gehörte zwischen 1938 und 1945 zum Deutschen Reich und steuerte den Zollgrenzschutz an der südlichen Zoll- bzw. Reichsgrenze im Dreiländereck mit Italien und Jugoslawien. Nach dem Balkanfeldzug kam 1941 die slowenische Untersteiermark hinzu. Schnell gab es Konflikte zwischen der deutschen Besatzung und der Bevölkerung und die zunehmenden Auseinandersetzungen mit Partisanen mündeten in zahlreichen Toten auf beiden Seiten.
Ich hatte Gelegenheit, vorab einen Entwurf zu lesen. In seinem neuesten Buch beschreibt Tommaso Chiussi diese Zeit sehr eindringlich. Angefangen bei Details zum Personal und zur Organisation des HZA mit Bezirkszollkommissariaten, Grenzaufsichtsstellen, Jagdkommando, Ausbildungslager, Zollhunden usw. schildert er ausführlich das Geschehen und die Protagonisten der örtlichen Zollverwaltung. Der Autor recherchierte jahrelang in Slowenien, Italien, Österreich und Deutschland, dadurch konnte er bisher unbekannte Akten zum Zollgrenzschutz auswerten und eine beachtliche Fülle an Informationen zusammengetragen. Die etwa 100 Fotos gewähren interessante Einblicke, sie waren bisher weitestgehend unveröffentlicht und z.B. das Tragen von Tarnkleidung beim Zollgrenzschutz (wie auf dem Einband) ist allgemein nur sehr selten dokumentiert. Der ausführliche Anhang enthält u.a. Landkarten und Organigramme.
Das Buch erscheint am 28.09.2023 auf Englisch und kann schon jetzt für aktuell 26,99 € z.B. bei Amazon.de bzw. 29,99 $ z.B. bei Schiffer Books oder Amazon.com vorbestellt werden.
Fazit / Meinung: Meiner Meinung nach ein ausgezeichnetes Sachbuch, dem man die akribische Arbeit ansieht. Das Buch arbeitet die Geschehnisse angenehm sachlich auf und kommt kenntnisreich auf den Punkt. Es richtet sich nicht nur an Zoll-Interessierte, sondern an alle, die mehr über das Gebiet, die damalige Geschichte und die Verwerfungen des Krieges erfahren möchten. Zudem ein fairer Preis.
- Tommaso Chiussi / Zollgrenzschutz: Border Guards on the Frontier of the Reich, Hauptzollamt Villach, 1941-1945
- Ca. 160 Seiten mit etwa 100 Fotos
- Ca. 29 € / 29,99 $
- ISBN-13: 9780764367052 / ISBN-10: 0764367056
Vor einer Weile ergab sich während eines Wien-Besuchs die Möglichkeit, das Österreichische Zollmuseum zu besuchen und das hat sich wirklich gelohnt. Leiter ist Regierungsrat Erich Flucka, der sich auch um Besucher kümmert und das Museum als klein aber fein beschreibt. Das ist eine charmante Untertreibung, denn das Museum muss sich bei der Anzahl und Qualität der Ausstellungsstücke wahrlich nicht verstecken und die dargestellte Geschichte ist beeindruckend. Herr Flucka nahm sich viel Zeit, führte selber durch die Ausstellung und wusste die Geschichte anschaulich und lebendig zu vermitteln. Aus seiner an Erfahrung reichen Dienstzeit gab es auch immer wieder spannende Begebenheiten zu erzählen, wie z.B. zum Fall des Eisernen Vorhangs an der österreichisch-ungarischen Grenze im Jahr 1989 oder zu besonderen Gegenständen der Sammlung.
Das Museum richtet sich aber nicht speziell an Zoll-Interessierte, sondern bietet der Allgemeinheit einen interessanten Einblick. In mehreren Räumen präsentiert es Uniformen, Waffen, Schilder, Fotos, Dokumente, Ausrüstung sowie Gegenstände aus dem Zöllner-Alltag und zeigt so die Entwicklung des Zollwesens seit etwa dem 18. Jahrhundert bis heute. Es geht auch auf den sogenannten Anschluss, d.h. die Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich von 1938-45, mit einigen Ausstellungsstücken ein. Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, die Erinnerung an die dunklen Zeiten der (gemeinsamen) Geschichte wachzuhalten und daraus für die Zukunft zu lernen.
Noch einmal herzlichen Dank an Erich Flucka für die tolle Führung und die Erlaubnis, Fotos vom Besuch zu veröffentlichen.
PS: Das Museum ist immer an der Erweiterung seines Bestands interessiert, wenn Sie dazu beitragen können, wenden Sie sich bitte an den u.g. Kontakt.
- Besuche sind nach Terminvereinbarung möglich, der Eintritt ist kostenfrei
- Adresse: Brehmstraße 14, 1110 Wien (im Gebäude des Zollamts Wien)
- Webseite & Kontaktdaten: Zollmuseum Wien
- Das Museum ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen (Haltestelle Geiereckstraße), kostenfreie Parkplätze sind in der Straße vorhanden
Im Vordergrund einige historische Uniformen aus der Anfangszeit des österreichischen Zolls. Im Hintergrund Vitrinen zur Entwicklung des Waffenwesens mit Säbeln, Pistolen, Gewehren und Maschinenwaffen.
Rund um die Grenze zwischen Österreich und Ungarn mit Uniformen, Fotos und Dokumenten seit den 1920er Jahren.
Uniformen der Reichsfinanzverwaltung aus der Zeit von 1938-45.
Ab und an tauchen bei Auktionen und in Internet-Foren Fotos auf, die Frauen in der Uniform der Reichsfinanzverwaltung von 1937 zeigen, mit den klassischen Dienstgradabzeichen wie z.B. Zollassistent oder Zollsekretär (Foto links). Meist nicht ganz billig und gerne als rare Besonderheit angepriesen, stellt sich die Frage nach dem Hintergrund derartiger Fotos und ob damals tatsächlich Frauen im klassischen Zolldienst bzw. in der Grenzbewachung tätig waren.
Frauen sind beim Zoll heutzutage ein ganz selbstverständliches Bild und erledigen in der Regel den gleichen Dienst wie ihre männlichen Kollegen. Doch erst etwa in den 1980er Jahren setzte in West-Deutschland ein langsames Umdenken ein und ermöglichte Frauen den Eintritt z.B. in die Polizei und den Zoll, wenn auch zuerst eher argwöhnisch betrachtet. Die DDR mag hierbei möglicherweise weiter gewesen sein, konkrete Informationen liegen mir jedoch nicht vor.
In der Reichsfinanzverwaltung war die Beschäftigung von Frauen zwar nichts ungewöhnliches, jedoch arbeiteten sie in der Regel als Sekretärin, Schreibkraft, Telefonistin oder Reinigungskraft. Hoheitliche Aufgaben oder Dienst in Uniform war in der Reichsfinanzverwaltung für sie nicht vorgesehen. Dieses Rollen- oder Aufgabenbild war noch nicht einmal eine besondere Erfindung der Nationalsozialisten, schon in der Weimarer Republik, im Kaiserreich und selbst bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg war dies nicht anders. An den Grenzen kamen Frauen in den 1920er und 30er Jahren lediglich als sogenannte Durchsuchungsfrauen an Grenzübergängen zum Einsatz, wenn es darum ging, verdächtige Grenzgängerinnen zu durchsuchen. Dabei handelten sie als Ehefrauen von Zöllnern, die mit ihren Familien in Grenznähe wohnten, aber keine Angehörigen der Reichsfinanzverwaltung waren und erst Recht keinen Dienst in Uniform oder mit Waffe leisteten.
Das änderte sich teilweise erst nach Kriegsbeginn im besetzten Frankreich, als es an der Demarkationslinie zwischen dem besetzten Nordfrankreich und dem freien Südfrankreich erhöhten Bedarf für die Kontrolle französischer Grenzgängerinnen gab. Das Deutsche Rote Kreuz stellte dafür ab 1941 ca. 100 Schwestern zur Verfügung, die offiziell als Zollgrenzschutz-Helferinnen in besonderer Dienstkleidung und unbewaffnet arbeiteten (Foto rechts). Auch andere Organisationen setzten zunehmend uniformierte Frauen ein, z.B. als Wehrmachthelferin, Briefträgerin oder Schaffnerin. Im Gegensatz dazu sollten die ZGS-Helferinnen aber keine zur Wehrmacht eingezogenen Männer ersetzen, auch wollte man mit ihnen nicht die Personalknappheit beseitigen. Im Reichsfinanzministerium und den angegliederten Behörden bestand für Frauen sonst keine Möglichkeit, in den uniformierten (Zoll-)Dienst an der Grenze aufgenommen zu werden.
Abgesehen davon handelte es sich beim Grenzdienst damals noch um eine körperlich sehr anspruchsvolle Arbeit. Die zu überwachende Grenze (grüne Grenze) lag oft abseits in schwierigem Gelände und der Dienst fand meist zu Fuß abseits der Zivilisation bei Wind und Wetter statt. Hinzu kamen die schwere Ausrüstung mit Gewehr und Munition und im Zweifel körperliche Auseinandersetzungen mit Schmugglern. Auch die sanitären Möglichkeiten und Übernachtung in den oft abgelegenen Dienststellen (teils einfache Holzhütten) waren in der Regel nicht auf die Beschäftigung von Frauen ausgelegt, abgesehen von dem damals vorherrschenden Frauenbild.
Schaut man sich die fraglichen Fotos genauer an, fallen schnell Ungereimtheiten auf. Meist ist die Dienstmütze zu groß, die Ärmel an der Uniformjacke sind zu lang, die Stiefel sind zu groß oder die Auszeichnungen sind nicht stimmig. Man kann also davon ausgehen, dass derartige Fotos die Frauen von Zöllnern darstellen, die für Fotos posieren, aber keine tatsächlichen uniformierte Zoll-Angehörigen sind. Als Kuriosum haben solche Fotos sicherlich einen gewissen Charme, aber nur einen geringen finanziellen Wert.
Beide Abzeichen werden überwiegend der Reichsfinanzverwaltung (RFV) bzw. dem Zollgrenzschutz zugeschrieben, bekannt sind sie seit etwa Ende der 70er Jahre. Die Hintergründe wie Bedeutung, Trageweise, Organisation, Einführung usw. liegen aber noch völlig im Dunklen. Bisher wurden weder Unterlagen, Vorschriften, Fotos oder andere konkrete Belege gefunden, die den Ursprung beweisen.
Sie tauchen in Internet-Foren und bei Militaria-Händlern seit etwa 2010 hier und da auf, mit meist unterschiedlichen Geschichten. Auch wenn vieles auf die RFV hindeutet, sind die Theorien zahlreich und eine Imitation bzw. Fälschung ist ebenfalls nicht ausgeschlossen. Zwar sind 2-3 Fälle bekannt, bei denen Händler Feldmützen mit dem linken Abzeichen verkauften, das ist in der heutigen Zeit aber leider kein handfestes Kriterium mehr.
Ausführlicher werden die Abzeichen in meinem separaten Artikel behandelt.
Wenn Sie Hinweise oder Anhaltspunkte haben, bitte ich um Nachricht an .
PS: Das Hakenkreuz ist im Einklang mit dem Paragrafen 86 des deutschen Strafgesetzbuches nicht abgedeckt (u.a. Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens und der Geschichte). Dies ist auch in der gedruckten Fachliteratur, bei Wikipedia sowie auf vergleichbaren Webseiten üblich.