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Einleitung

Gegenstände mit Bezug zum Zollgrenzschutz und anderen Organisationen aus der Zeit finden auch heute noch ein interessiertes Publikum und es gibt sie bei zahlreichen Verkaufsplattformen, Auktionshäusern und Internetshops. Die meisten Verkäufer, mit denen ich bisher zu tun hatte, waren seriös und im Falle von Problemen fair. Dennoch ist der Zollgrenzschutz, anders als Massenorganisationen wie die Wehrmacht, eher ein Randthema und zudem in der Literatur nur oberflächlich dokumentiert. Verkäufer agieren meiner Erfahrung nach auch meist gewerblich und bieten Wohnungsauflösungen, Flohmarktfunde usw. an, während der fachlich versierte Sammler bzw. Kenner eher selten als Verkäufer auftaucht. Hier tritt oft schon das erste Problem auf, denn viele Verkaufsbeschreibungen sind meiner Erfahrung nach Fällen falsch, was sich durch Abschreiben weiter verbreitet. Teils lässt sich auch erkennen, dass eine möglichst interessante zum Gegenstand konstruiert werden soll, bzw. Imitationen hinter ablenkenden Begriffen verborgen werden. Selbst bei renommierten (Miliaria-)Händlern kann man hier und da auf gravierende Fehler und Irrtümer stoßen. Auch die teils verlangen Mondpreise sprechen meiner Erfahrung nach eher für Unkenntnis des Verkäufers als für einen besonders seltenen oder wertvollen Gegenstand.
Deswegen nachfolgend einige Hinweise, um schlechte Erfahrungen möglichst zu vermeiden. Vorsicht, ein gesundes Misstrauen und eine Prüfung sind selten verkehrt, vor allem bei höherpreisigen Artikeln oder Angeboten, die zu gut klingen.

Bei fragwürdigen Artikeln bin ich meist über Folgendes gestolpert:

  • Kopien von Wappenschild, Ehrenzeichen usw. mit Deklaration als Original oder ohne Hinweis auf die Kopie
  • Verfälschungen vom Wappenschild, Ehrenzeichen, Erkennungsmarke usw. ohne entsprechenden Hinweis
  • Verkauf von angeblichen Sammleranfertigungen minderer Qualität
  • Erkennungsmarken, die es so nicht gegeben haben kann
  • Niedrige Dienstgrade werden ein paar Stufen höher angesetzt: Kragenspiegel wie der (Hilfs-)Zollbetriebsassistent und der Zollinspektor, bzw. der (Hilfs-)Zollsekretär und Oberzollinspektor/Bezirkszollkommissar ähneln sich
  • Falsche Zuordnung von Fotos anderer Organisationen: Insbesondere Fotos von der Polizei werden immer wieder dem Zoll zugeordnet, aber auch Bahnschutz, Reichsbahn usw.
  • Umdeklaration von Ausrüstung von anderen Organisation aus den 60er/70er Jahren: manche Uniformteile von Bundesgrenzschutz, Bundeswehr, Bundeszollverwaltung, DDR-Grenztruppen usw. ähneln sich farblich dem Zollgrenzschutz oder haben ebenfalls dunkelgrüne Paspeln
  • Falsche Transkription: Manche Fotos sind rückseitig beschriftet, dabei wird in der Verkaufsbeschreibung aus dem Oberzahlmeister (einem Wehrmachtsbeamten) der Oberzollmeister
  • Phantasie-Kombination von Uniform- und Ausrüstungsteilen
  • Angebliche Kriegsbeschädigungen oder Kriegsfertigungen, um die schlechte Qualität zu erklären. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass die Ausrüstung im Zollgrenzschutz zwar mit zunehmender Kriegsdauer vereinfacht wurde, dennoch wurde auf Funktionalität, Robustheit und Haltbarkeit geachtet. "Schrott" wurde vom Reichsfinanzzeugamt weder eingekauft noch an die Zöllner ausgegeben.
  • Plötzliches vermehrtes Auftauchen seltener Gegenstände in hervorragender Qualität

Darüber hinaus sind Beschreibungen wie selten, Bodenfund oder Dachbodenfund usw. heutzutage fast schon üblich. Wie Zollgrenzschutz-Gegenstände aussehen sollten, um echt sein zu können, zeigen z.B. die Rubrik Ausstattung, Fachliteratur oder Internet-Foren. Auf zahlreichen Webseiten z.B. von Verbraucherorganisationen und Anwalts-Kanzleien werden kostenlose rechtliche Hinweise zu Online-Käufen und Auktionsplattformen gegeben.

 

Erkennungsmarken

Im Internet tauchen immer wieder Erkennungsmarken auf, bei denen die Authentizität aus meiner Sicht sehr fragwürdig ist. Im Blog habe ich dazu am 23.12.2021 einen Artikel veröffentlicht.

 

Wappenschild

Das Wappenschild wurde 1927 in die Reichsfinanzverwaltung eingeführt und bis ca. 1945 von verschiedenen Personengruppen in der Zollverwaltung und im Zollgrenzschutz benutzt. Es bestand aus Messing, wurde auf einer zollgrünen Armbinde aufgenäht und war am linken Oberarm von Personen zu tragen, die ihren Dienst nicht in Zolluniform verrichteten. Jedes Wappenschild hatte eine individuelle, nur einmal vergebene Nummer, womit es auch die Funktion einer Art Ausweis übernahm. Es gab insgesamt 4 Varianten der Wappenschilder der Reichszollverwaltung und des Zollgrenzschutzes, die jedoch vor Kriegsbeginn hergestellt wurden und deswegen auch eine durchgehend gute Qualität aufwiesen.

Kopien gibt es wie Sand am Meer und die Varianten sind zahlreich. Obwohl der Sammelwert gering ist, finden sich dennoch immer wieder Käufer, die sich von 50 Euro und mehr nicht abschrecken lassen.

Im Wesentlichen lassen sich 3 Arten von Kopien unterscheiden, bei denen es sich in der Regel um Abgüsse mit meist billigen Materialien handelt:

  • Normale Kopien: Abguss ohne weitere Änderungen. Besonders häufig kommt das Wappenschild mit der Nummer 33023 vor, das Internet ist quasi voll davon. Andere Nummern werden ebenfalls kopiert, wenn auch eher selten.
  • Verfälschungen: Hier wird beim Abguss die Nummer des Schildes verändert, aber nicht der originale Schrifttyp verwendet. Eventuell möchte man sich damit langsam von Kopien mit den bereits bekannten und weit verbreiteten Nummern lösen.
  • Auf alt gemacht: Hierbei wird die Kopie künstlich gealtert und oft mit (geschickten) Verkaufsbeschreibungen als Original in die Kriegs- bzw. Nachkriegszeit gerückt. Das geschieht z.B. durch Bemalung in goldgelber Farbe ("Original-Look"), Bemalung mit Erdfarben ("Bodenfund"), Hinzufügen von Beschädigungen und Macken ("Kriegsschäden"), Entfernen des Hakenkreuzes ("Nachkriegsnutzung") oder auch Kombinationen davon.

Anhaltspunkte dafür können z.B. sein:

  • Während das Original fast goldfarben ist, sind die meisten Kopien grau, braun oder rötlich. Teilweise wird aber versucht, mit gelblicher Farbe den Farbton des Originals zu imitieren.
  • Die körnige Musterung des Originals ist bei Kopien schlechter zu sehen
  • Die Löcher zum Aufnähen des Schildes sind entweder gar nicht oder nur teilweise geöffnet, an der Umrandung sind Grate zu erkennen
  • Bei Kopien ist die Rückseite oft komplett glatt oder hat eine schlechte Qualität und die Nummer ist zu sehen
  • Die verwendeten Formate der Ziffern entsprechen nicht denen des Originals
  • Das Hakenkreuz wurde entfernt
  • Die Kopien sind zum Teil auf (Uniform-)Stoff, Stahlhelmen, Holz oder anderen Gegenständen befestigt
OriginalKopieVerfälschungAuf alt gemacht
copyright: www.zollgrenzschutz.de Kopie Verfälscht Kein Bild
vorhanden
copyright: www.zollgrenzschutz.de Kopie    

Herzlichen Dank an Pete Stringer (Fotos der Kopie) und Jay D. Brunswick (Foto der Verfälschung)

 

Zollgrenzschutz-Ehrenzeichen

Das Zollgrenzschutz-Ehrenzeichen wurde 1939 gestiftet und war ein Dienstzeitabzeichen. Trotz der Verleihung von insgesamt ca. 12-13.000 Ehrenzeichen, findet man es heute nicht mehr oft, was sich auf den Preis auswirkt. Kopien sind glücklicherweise nicht ganz so häufig, da die mangelnde Qualität meist auf den ersten Blick erkennbar ist und weil das Ehrenzeichen in der Fachliteratur ganz gut dokumentiert ist.
Im Wesentlichen lassen sich 3 Arten unterscheiden:

  • Normale Kopien: Abguss eines Original mit meist billigen Materialien
  • Verleihungsstufen: Auch hier wird ein Abguss erstellt. Die Metallfarbe oder ein andersfarbiges Ordensband soll für eine besondere Verleihungsstufe stehen, tatsächlich gab es aber nur eine einzige Stufe.
  • Ordensband: Ein blaues Ordensband ohne Stickerei kann ein damaliges Original sein, muss es aber nicht. Laut Verleihungsvorschriften gehörte zum Ehrenzeichen ein blaues Ordensband mit Stickerei. Ordensbänder ohne Stickerei sind inzwischen genauso wie von anderen Auszeichnungen als Nachfertigung auf Meter-Rollen erhältlich.
OriginalKopie
copyright: www.zollgrenzschutz.decopyright: www.zollgrenzschutz.de KopieKopie

Herzlichen Dank an Pete Stringer für seine Fotos der Kopie.

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